
Sozial- und baugeschichtliches Zeugnis
Die drei Gebäude am Bärenplatz 9, 11 und 27 stammen aus verschiedenen Zeitepochen. Zu Beginn des 16. Jahrhundert - nach allmählicher Zuschüttung des Stadtgrabens der 2. Westbefestigung - ist der langgezogene Querplatz entstanden. Die Häuserzeilen zeichnen auch heute noch den Verlauf des ehemaligen Grabens nach.
Der Bärenplatz 27 ist nicht nur das älteste der drei Gebäude, es enthält auch umfangreich erhaltene Ausbauten aus ursprünglich zwei autonomen Häusern. Das Nordhaus zeigt gassenseitig eine spätgotische Fassade aus dem 16. Jahrhundert. Sie geht somit auf die Zeit der Erstbebauung der Grundstücke an der ehemaligen Stadtmauer zurück.
Das Gebäude am Bärenplatz 11 entstand ebenfalls aus zwei Häusern. Beide Bauten dürften im 17. und 18. Jahrhundert als Neubauten errichtet worden sein. 1922 wurden beide Häuser zusammengelegt und in der Grundrissstruktur neu organisiert. Der Innenausbau und die Fassadengestaltung wurden dann durch den vorherrschenden Heimatstil geprägt.
Der Bärenplatz 9 ist ein Neubau der Frühen Moderne und ist in den Jahren 1931 bis 1933 entstanden. Die innere Tragstruktur ist ein Skelettbau aus Stahlstützen und -trägern. Unter dem Einfluss des Neuen Bauens ab den 1920er Jahren wurde damals für die bauzeitliche Ausstattung eine intensive Farbgebung gewählt, die wir der Liegenschaft im Zuge der Sanierung wieder zurückgeben.
Nicht nur die Liegenschaften, sondern auch dessen langjährige Betreiber hatten Tradition und waren bei Stadtbernern in aller Munde. Nun wird die Geschichte weitergeschrieben und es ziehen neue Nutzungen ein. Im Erdgeschoss über alle drei Gebäude entsteht ein neuer Gastrobetrieb einer stadtbekannten Familienunternehmung. In den oberen Geschossen werden zeitgemässe Büros eingerichtet und in den darüberliegenden Stockwerken wird neu gewohnt.
Historische Ereignisse
1694
Erster datierter Gebäudeumbau am Bärenplatz 27. Auf Seite Käfiggässchen befindet sich das Familienwappen der damaligen Bauherrschaft Gruber-Pretelli.
1863
wurde das ehemalige Wohnhaus Bärenplatz 27 zum Hotel «zum Goldenen Hahnen» umgebaut.
1870
Nach 1870 eröffnete hier das Restaurant Gambrinus.
1915
Ab 1915 führte die Familie Gfeller am Bärenplatz die stadtbekannte Küchliwirtschaft.
1968
Im Januar 1968 wurde am Bärenplatz 27 im 1. Obergeschoss die erste Pizzeria in der Stadt Bern eröffnet.
2019
Die PSP Swiss Property übernimmt die drei Liegenschaften von den Erben der Familie Gfeller.
2020
Start der Gesamtsanierung der Liegenschaften.
2022
Bezug der neuen Appartements am Bärenplatz.
Wandmalereien
Im Rahmen der Sanierung wurden historische Wandmalereien aus dem 17. Jahrhundert entdeckt. Dabei handelt es sich um die Darstellung eines Familienstammbaums, der unter anderem Fantasielandschaften mit Bergen und Jagdszenen mit verschiedenen Tieren zeigt. In der Darstellung sind ausserdem Namen sowie Geburts- und Todesjahre festgehalten, die die entsprechende Familienzuordnung ermöglichen: Die Malerei zeigt den Stammbaum des Buchbinders Christian Gerwer (1648 – 1689) und seiner Frau Margaretha Zeender, deren Lebensdaten unbekannt sind. Die Sondierung wurde von der Liegenschaftsbesitzerin PSP Swiss Property in Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege Bern durchgeführt.
